#162 Wie überzeuge ich meine Führungskraft zum Einsatz von KI?

Worum geht es in diesem Artikel?

In dem Beitrag zeige ich einen methodischen Ansatz um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen um einen konstruktiven Dialog zur Einführung von KI im Unternehmen zu ermöglichen

Immer wieder fragen uns Leser: Wie überzeuge ich meine Führungskraft? Der Blog-Beitrag beleuchtet verschiedene Szenarien, die zum Erfolg führen können. Leider gibt es keine Best Practices, sondern nur Vorschläge, die ohne Gewissheit auskommen müssen. Die Methoden sind oft indirekt.

Warum direktes Überzeugen nicht gelingen kann!

Fakten verändern kein Verhalten!

Alan Deutschmann erklärt im Buch „Change or Die“ das 90% der Bypass Patienten ihr Verhalten nicht ändern.

Nur weniger als 10% der Menschen verändern ihr Verhalten bei lebensbedrohlichen Zuständen

Das grundlegende Problem ist, dass selbst wenn Herzpatienten die Fakten über ihre lebensbedrohliche Situation kennen, sie diese Fakten nicht verarbeiten und ihr Verhalten ändern können. Dies liegt an mehreren psychologischen Mechanismen:

1. Psychologische Abwehrmechanismen, insbesondere Verdrängung:

  • Der Gedanke an den Tod ist zu beängstigend, um sich damit auseinanderzusetzen
  • Die Patienten verdrängen die Bedrohung und kehren zu ihrem gewohnten Verhalten zurück
  • Sobald die akuten Schmerzen durch Operation/Medikamente weg sind, fühlen sie sich „geheilt“

2. Bestehende mentale Rahmen („Frames“):

  • Patienten haben ein tief verwurzeltes Vertrauen in die „Wunderkraft“ der westlichen Medizin
  • Sie glauben, dass Operationen und Medikamente sie heilen werden
  • Sie sehen sich selbst als passive Empfänger der medizinischen Behandlung
  • Die Vorstellung einer aktiven Rolle durch Lebensstiländerung passt nicht in dieses Denkmuster

Das zeigt sich in den ernüchternden Zahlen: 90% der Bypass-Patienten ändern ihren Lebensstil nicht, obwohl sie die Fakten kennen. Selbst die simple Aufgabe, regelmäßig Medikamente zu nehmen, wird von der Mehrheit nicht umgesetzt.

Stattdessen braucht es laut Alan Deutschman neue Beziehungen und Unterstützungssysteme, die Hoffnung vermitteln und beim Erlernen neuer Gewohnheiten helfen – reine Fakten reichen dafür nicht aus.

Was könnte helfen, wenn Fakten oft nicht reichen?

Fritz B. Simon beschreibt in „Die andere Seite der Gesundheit“ folgende Möglichkeiten:

  1. Organismische Prozessmuster
  2. Beziehungs- und Kommunikationsmuster

Schauen wir uns die beiden Muster näher an.

Einflussmuster nach Fritz B. Simon

Wie können organismische Prozessmuster helfen?

Fritz B. Simon beschreibt, dass bei einer Aufgabe, die uns Freude bereitet, mehrere Systeme strukturell gekoppelt sind: das psychische, das organische und das soziale System. Zur Vereinfachung betrachten wir Freude, Ängste und Kompetenzen als organisches Muster. Der vereinfachte Gedanke ist, wenn wir ein Kompetenzerleben haben empfinden wir Emotionen und Gefühle.

Wie Angst ensteht nach Dietrich Dörner

Die Frage die sich dabei stellt ist, wie erzeugen wir ein Kompetenzerleben und die darauf folgenden Emotionen? Stellen wir die Frage noch einmal für einen Moment zurück.

Hier in dem Artikel gehe ich tiefer in Ängste:

Wie helfen Beziehungs- und Kommunikationsmuster bei Interventionen?

Was wäre es wenn wir einen Ansatz hätten, der folgende positiven Auswirkungen ermöglicht?

  1. Wahrung der Autonomie!
  2. Konstruktives Stören der Kommunikationsmuster
  3. Positives Gestalten der Beziehungsebene
  4. Bereitschaft für Veränderungspotenzial wird erhöht!

Fassen wir die Anforderungen an die Methode zusammen, dann bekommen wir sechs Anforderungen.

  1. Wahrung der Autonomie!
  2. Konstruktives Stören der Kommunikationsmuster
  3. Positives Gestalten der Beziehungsebene
  4. Bereitschaft für Veränderungspotenzial wird erhöht!
  5. Kompetenzerleben
  6. und ableitende positive Emotionen

Wardley Maps als Booster für positive Impulse

Was sind Wardley Maps?

Wardley Maps entwickelt von Simon Wardley sind eine Strategiesprache die konzentriert die Veränderungskarte auf einer Seite zeigen. Das ermöglicht eine Nachvollziehbarkeit und Diskussionsgrundlage. Im Detail habe ich die Wardley Maps hier erklärt.

Wie kann ich das konkret umsetzen?

Sie erstellen eine Wardley Map zu ihrem Themengebiet. Dort befinden sich z.b. Kundensicht, ihre Prozesse, alles was Ihnen wichtig ist.

Diese Karte wie in dem Bild unten tragen Sie auf dem Whiteboard oder Pin-Wand auf.

Was ist meine Führungskraft? Pionier, Siedler oder Städteplaner?

Je nach Grundveranlagung interessieren sich Menschen für andere Themen:

  1. Pioniere lieben Innovation und neue Ansätze. Eine Einleitung wäre vielleicht passend: „Ich habe mal eine KI-Landkarte entwickelt wo wir mit dem KI Einsatz (innovieren, neue Kundenbedürfnisse, schneller und besser werden)…
  2. Siedler fokussieren sich vom Naturell auf Zusammenarbeit. Eine Einleitung wäre passend: „Ich habe mal eine KI-Landkarte entwickelt wo wir mit dem KI Einsatz (besser zusammarbeiten, unnütze Standardaufgabe reduzieren, Mitarbeiter entlasten)…
  3. Städteplaner fokussieren sich vom Naturell auf Prozesse und KPIs. Eine Einleitung wäre passend: „Ich habe mal eine KI-Landkarte entwickelt wo wir mit dem KI Einsatz (mehr Performance, unsere KPIs besser erfüllen, höhere Produktivität )…

Mehr zum Pioniere, Siedler und Städteplaner Modell:

Wie kann ein Ablauf sein?

Wie sollte das vorbereitet werden?

Sie entwickeln eine Wardley Map ihres Bereiches und drucken die Komponenten auf Labels wie in der Karte als Beispiel mittig rechts.

Grobe WardleyMap einer lokalen Bank mit den Layern: Kundensicht ,Kompetenzen, Leadership

Praxisbeispiel KI im Marketing

Folgende Map für KI im Marketing könnte für einen Kontext sinnvoll sein. Die Karte hat drei Layer:

  1. Rot ist die Kundensicht
  2. Gelb sind die Kompetenzen
  3. Grün die Tools im Einsatz

So eine Karte muss man individuell auf die eigene Umgebung anpassen, das ist kein Beispiel mit einer generischen Gültigkeit.

Wardley Map mit Marketing Prozessen

Wie ist das Drehbuch?

  1. Sie haben ihre eigene Map erstellt und drei Wachstumspfade beschrieben (Komponenten die man nach Rechts bringen kann) und haben die auf einem Whiteboard
  2. Sie bitten Ihre Führungskraft in Abhängigkeit des Profils einen kurzen Blick auf die Wardley Map zu werfen
  3. Sie sagen das Sie nicht unnötige Zeit aufbringen möchten und ihre Vorschläge vielleicht nicht mit den Zielen der Führungskraft übereinstimmen
  4. Sie bitte die Führungskraft in 5 Minuten ihre eigene Sicht einzubringen wo ein KI-Einsatz sich lohnen kann.
  5. Wenn die Führungskraft die Karten (Komponenten) legt, diskutieren Sie die Karte der Führungskraft und bitte Sie die Führungskraft die drei Bereiche die am meisten von KI optimieren würde und Verbesserungspotential hat nach Rechts zu bringen. Mit dem Stift einen Pfeil nach Rechts malen
  6. Diskutieren Sie die Unterschiede
  7. Versuchen Sie die Hürden zu beschreiben und das Commitment zu bekommen dort weiter die Pfade zu analysieren

Ein möglicher Ablauf wenn mit ihrer Maps gearbeitet wird:

Mitarbeiter: „Guten Morgen! Ich habe hier eine KI Map erstellt mit drei möglichen KI-Wachstumspfaden (in Abhängigkeit des Profils). Bevor ich meine Ideen vorstelle – ich möchte nicht unnötig Zeit und Geld verbrauchen, falls diese nicht mit Ihren strategischen Zielen übereinstimmen. Könnten Sie zunächst kurz Ihre Sicht teilen, wo Sie die größten KI-Potenziale sehen?“

Wir haben zwei Möglichkeiten, Sie machen schnell Ihr Bild lösgelöst von meinen Gedanken, dauert keine 5 Minuten oder schauen auf meine KI-Karte.

Führungskraft: „Ja gerne, ich schaue auf ihre Karte, aber erklären Sie mir kurz, was ich hier sehe.“

Mitarbeiter: „Die Karte zeigt von links nach rechts den Reifegrad: Links sind ‚unbestimmte‘ erste Ideen, in der Mitte ‚gute‘ funktionierende Lösungen und rechts ‚beste‘ optimierte Prozesse. Wo sehen Sie die größten Chancen?“ Alles was „ganz Rechts“ ist, dann sind wir schon gut.

Führungskraft: betrachtet die Map und verschiebt Komponenten „Bei diesen drei Bereichen sehe ich das größte Potenzial.“

Mitarbeiter: „Interessant. Diese drei Bereiche würden Sie also weiterentwickeln? zeichnet Pfeile nach rechts In meiner Analyse hatte ich andere Schwerpunkte gesetzt.“

Führungskraft: „Die Kundenvorteile wären in meinen markierten Bereichen direkter.“

Mitarbeiter: „Verständlich. Die größten Hürden sehe ich in der technischen Integration und den Kompetenzen. Wie schätzen Sie das ein?“

Führungskraft: „Valide Punkte. Lassen Sie uns diese drei Pfade weiter analysieren. Ich stelle Ressourcen bereit. Können Sie einen konkreten Plan ausarbeiten?“

Mitarbeiter: „Gerne, danke für die Unterstützung. Ich entwickle einen detaillierten Umsetzungsplan.“

Das war natürlich ein idealer Ablauf

Eine andere Möglichkeit, wenn keine „Maps“ zu Verfügung stehen können Springboard Stories sein. Die auch indirektiv arbeiten.

Wenn Sie mögen probieren Sie den Ansatz mal aus und teilen Ihre Erfahrungen.

Fazit

Der Grundgedanke des Beitrages ist, das indirekte Methoden besser funktionieren als direkte Methoden. Unser Ziel ist es mit diesen Ansätzen zu arbeiten.

  1. Wahrung der Autonomie!
  2. Konstruktives Stören der Kommunikationsmuster
  3. Positives Gestalten der Beziehungsebene
  4. Bereitschaft für Veränderungspotenzial wird erhöht!
  5. Kompetenzerleben
  6. und ableitende positive Emotionen

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